Kai Landwehr von myclimate
über CO2-Neutralität und Klimaschutz

24.03.2021 08:15 | Linda Schenker

Klimaschutz betrifft alle, die auf dieser Welt leben und das schöne ist, dass auch jede und jeder etwas tun kann. Durch die Zusammenarbeit von DQ Solutions mit myclimate, sollen die CO₂-Emissionen, die durch Transporte entstehen, ausgeglichen werden. Wir wollten direkt vom Experten wissen, wie das funktioniert und wie es eigentlich um das Klima steht. Kai Landwehr von myclimate gibt im Interview klare Antworten. Er erklärt CO₂-Neutralität, wie sich ein Unternehmen engagieren kann und wie wichtig das ist.

Interview mit Kai Landwehr von myclimate

Lieber Herr Landwehr, wir dürfen Ihnen ein paar Fragen zu Ihnen und Ihrem Beruf stellen. Herzlichen Dank dafür. Erzählen Sie bitte, was Ihre Aufgabe bei der Stiftung myclimate ist.

Ich leite bei myclimate das Marketing. Das heisst, ich plane und koordiniere sämtliche Kommunikations- aber auch Werbeaktivitäten von myclimate. Dadurch versuche ich, die Bekanntheit von myclimate stetig zu steigern. Dies beinhaltete auch, dass ich unsere vielen unterschiedlichen Massnahmen im Kampf gegen den Klimawandel und für mehr Nachhaltigkeit abbilde.

Sie sind seit 2013 bei myclimate. Was für ein Gefühl ist es, sich durch Ihren Beruf für den Klimaschutz einzusetzen?

Mit meiner Tätigkeit leiste ich einen Beitrag für eine positive, lebenswerte Zukunft. Dies macht mich natürlich sehr zufrieden. Das Thema Klimaschutz hat mich schon früher stark bewegt, auch durch eine dreimonatige Tätigkeit beim Deutschen Bundesumweltministerium. Daher war es nach zehn Jahren Arbeit für einen grossen Sportartikelhersteller eine leichte Entscheidung zu myclimate und in den Klimaschutz zu wechseln; eine Entscheidung, die definitiv zu den besseren in meinem Leben zählt.

Kai Landwehr von myclimate im Interview über CO2-Neutralität und Klimaschutz

Als Marketingleiter verbreitet Kai Landwehr wichtige Botschaften zum Thema Klimaschutz. (Foto: myclimate)

Was motiviert Sie an Ihrer Arbeit?

Nach mittlerweile acht Jahren begeistert mich die Vielfältigkeit und die Komplexität meiner Arbeit immer noch. Es kommt vor, dass ich mich am selben Tag mit einem Primarschulprojekt im Zürcher Umland und wenig später mit der internationalen Klimagesetzgebung beschäftigen muss. Das ist geistig sehr fordernd, macht die Arbeit aber aufregend. Zudem lerne ich viele hochinteressante Leute aus der Wirtschaft und Gesellschaft kennen beziehungsweise diskutiere mit diesen, was ich als sehr bereichernd empfinde.

Die Stiftung myclimate setzt sich ein für den Klimaschutz.

Die Stiftung myclimate klärt auf, wie es um das Klima steht. (Foto: myclimate)

Wie erklären Sie CO₂-neutral in einem Satz?

Ein Produkt oder eine Dienstleistung sind dann CO₂-neutral, wenn der gesamte CO₂-Ausstoss (inklusive Transport, Nutzung, etc.) wissenschaftlich berechnet und dann vollständig durch die Unterstützung von Projekten, die nachweislich CO₂ einsparen, ausgeglichen wird.

Welche Ziele verfolgt myclimate konkret und wie will die Stiftung diese erreichen?

Es ist unsere Aufgabe, so viel Klimaschutz wie möglich zu bewirken. Damit leisten wir einen wirksamen Beitrag zum Erreichen sowohl der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens als auch der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs). Das versuchen wir auf drei Arten umzusetzen. Wir führen Bildungsprogramme durch, die vor allem klimafreundliche Alternativen im Privat- und im Berufsleben aufzeigen. Indem wir Menschen auf ihren CO₂-Fussabdruck hinweisen und Alternativen vorstellen, die ähnlich praktisch oder lustvoll sind, aber dabei deutlich weniger CO₂ verursachen, wollen wir gesamthaft CO2-Emissionen vermeiden.

Firmen bieten wir Beratungsdienstleistungen und konkrete Lösungen, um CO2-Emissionen im eigenen Betrieb sowie bei den eigenen Produkten zu bemessen und kurz-, mittel- und langfristig zu reduzieren. Schlussendlich geben wir sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen die Möglichkeit, ihre unvermeidbaren CO2-Emissionen nicht nur zu berechnen, sondern auch Verantwortung dafür zu übernehmen und diese auszugleichen. Dies geschieht durch die Unterstützung unserer mittlerweile 125 Klimaschutzprojekte. Diese Kombination aus «Vermeiden, Reduzieren und Kompensieren» ist der wirksamste Ansatz, das Klima zu schützen.

Haben Sie unter den Klimaschutzprojekten einen Favoriten?

Ich durfte einmal unsere Projekte im Westen Kenias sowie ein Projekt in Uganda besuchen. Bei den Projekten in Kenia handelt es sich um effiziente Kochstellen. Diese sind technologisch eher simpel, ersetzen aber die offenen Feuerstellen, auf den dort in der Regel gekocht wird. Durch die neuen Kochstellen wird der Brennholzbedarf massiv reduziert.

In Uganda werden Wasserfiltersysteme für Schulen, Institutionen aber auch Familien angeboten. In der Regel wird das Wasser durch Abkochen gereinigt, so vermindert auch dieses Projekt den Gebrauch von Holzkohle oder Feuerholz. Bei diesen Besuchen durfte ich erleben, wie die Projekte ganz konkret nicht nur das Klima schonen, sondern vor allem die Lebenssituation der Menschen verbessern. Zudem durfte ich unsere Projektpartner vor Ort kennenlernen, deren Herzblut, Weitsicht und Unternehmergeist mich nachhaltig beeindruckt haben.

Wo brennt es gerade am meisten auf der Welt in Sachen Klimaschutz?

Ich ziehe gerne Vergleiche mit der Sportwelt. Wir befinden uns in einem Rennen, das wir unbedingt gewinnen müssen. Wir wissen, wie es geht, und wir haben alles, was es braucht, um erfolgreich zu sein. Aber, wir haben die erste Phase des Rennens völlig verschlafen und hinken nun dem Feld hinterher. Stand heute stossen wir immer noch zu viel CO2 aus, dadurch dass wir weiterhin fossile Energieträger nutzen.

Wir haben spät angefangen, Reduktionspläne für unsere Emissionen aufzustellen und liegen bei deren Umsetzung hinter dem Zeitplan. Und, wir haben noch nicht genug Finanzmittel, um weltweit wirksam das Klima zu schützen. Ebenfalls fehlen die Mittel, um Menschen, die unter dem Klimawandel am stärksten zu leiden haben, eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen. Diese Lücken – Emissionen, Zeit und Finanzen – müssen wir schliessen. Dafür braucht es nicht nur die Politik, sondern jede Einzelne und jeden Einzelnen. Aber, um in der Analogie zu bleiben: Wenn wir jetzt mutig sind und unsere «Power auf die Strasse bringen», dann werden wir dieses Rennen gewinnen.

myclimate hilft, den Lebensraum seltener Tiere zu bewahren.

Das Engagement von myclimate hilft, den natürlichen Lebensraum für Tiere zu bewahren. (Foto: Magda Ehlers / pexels )

Welches sind Ihrer Meinung nach die wirksamsten Methoden, um die Klimaerwärmung aufzuhalten?

Dekarbonisierung! Dieser Begriff bedeutet, dass wir aufhören müssen, CO₂-Emissionen zu verursachen, egal ob in der Energiegewinnung oder bei der persönlichen Mobilität. Fossile Energieträger müssen im Boden bleiben. Konkret können wir in unterschiedlichen Bereichen sehr wirksam Emissionen reduzieren respektive vermeiden. Bei den Gebäuden können wir in der Schweiz sehr schnell sehr viel erreichen. Energetische Sanierungen und vor allem ein Verzicht auf Heizöl wären heute schon ohne Probleme umzusetzen. Wir können und müssen erneuerbare Energien fördern und viel besser darin werden, vorhandene Energie zu nutzen und Überschüsse zu speichern. Unser Mobilitätsverhalten bietet ebenfalls riesiges Potenzial.

Mobil zu sein ist ein Wert. Aber zwei Tonnen Material zu nutzen, um eine Person über eine Distanz von weniger als fünf Kilometer zu bewegen, ergibt doch überhaupt keinen Sinn, egal ob mit Benzin, Diesel oder Strom angetrieben. Das Gute ist, dass wir alle etwas beitragen können. Im Privat- aber vor allem auch im Berufsleben. Setzen Sie sich ein wenig mit dem Thema auseinander und überlegen Sie, welche Möglichkeiten Sie haben, in Ihrem Beruf klimafreundlichere Entscheidungen zu treffen. Sie werden überrascht sein, was Sie alles bewirken können!

Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung in der Wirtschaft in Sachen Klimaschutz?

Ohne eine klimafreundliche Wirtschaft werden wir den Klimawandel nicht aufhalten können. Daher bin ich sehr froh, dass dieses Bewusstsein in der Wirtschaft nicht nur angekommen ist, sondern dass bei vielen Unternehmen schon ganz konkrete Bemühungen umgesetzt werden. 

Natürlich, je nach Unternehmen oder je nach Branche, könnte und sollte das Engagement stärker, innovativer oder schneller sein. Je mehr Unternehmen jetzt schon handeln und mehr tun als sie Stand heute müssen, je schneller werden wir die besagten Lücken schliessen können und je näher kommen wir einer klimafreundlichen Gesellschaft. Klimaschutz strategisch in den eigenen Betrieb einzubinden ist die grosse Herausforderung für Unternehmen. Beispiele, wo dies schon geschehen ist, zeigen nicht nur, dass das möglich, sondern dass es eine Erfolgsstrategie für Unternehmen ist.

Welche Empfehlungen legen Sie Unternehmen ans Herz, die sich für den Klimaschutz engagieren wollen?

«You can not manage what you haven’t measured» – Wenn das noch nicht geschehen sein sollte: Eine umfassende Berechnung der eigenen CO₂-Emissionen auf Unternehmens- und Produktebene ist der erste und wichtigste Schritt, klimafreundlich zu wirtschaften. Daraus sollte sich eine umfassende Reduktionsstrategie mit klaren Zielen und – sehr wichtig – einem Einbeziehen der Mitarbeitenden ergeben. Idealerweise stellen Unternehmen ihre besten Talente dazu ab, diese Strategie auch mit Leben zu füllen. Unternehmen, die diese Schritte gehen, generieren nicht einfach höhere Kosten. Diese Massnahmen sind Investitionen in die Unternehmenszukunft. Sie werden sich auf jeden Fall auszahlen.

Gibt es eine Botschaft, die Sie gerne in die Welt hinaustragen würden?

Jede und jeder kann dazu beitragen, dass wir unsere Klimaschutzziele erreichen, im Privat- aber auch im Berufsleben. Die Möglichkeiten sind vielfältig, und es lohnt sich. Wenn Sie wissen wollen, was uns – ich komme wieder auf das Rennen zurück – hinter der Ziellinie erwartet, lesen Sie sich einfach die 17 SDGs hintereinander durch. Wer möchte nicht in einer solchen Welt leben?

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